Hilfe zur Selbsthilfe: Warum jede Schule kollegiale Beratung braucht
Lehrkraft sein bedeutet ständiges Agieren, Reagieren und Entscheiden. Der mehrfache Wechsel zwischen verschiedenen Lerngruppen lässt häufig wenig Raum, auch den emotionalen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Lehrkräfte arbeiten oft allein und so fehlt systematischer Raum für Austausch und Reflexion. Dabei wäre genau das so wichtig: Ein Raum, in dem Lehrkräfte ihre Gedanken sortieren, sich verstanden fühlen und gemeinsam Lösungen entwickeln können. Dafür kann kollegiale Beratung die Lösung sein.
Was ist kollegiale Beratung überhaupt?
Kollegiale Beratung ist ein strukturierter Austausch unter Kolleg:innen, bei dem ein konkretes Anliegen besprochen wird und mögliche Herangehensweisen ausgetauscht werden. Dazu ist keine externe Leitung nötig: Ein Team von Lehrkräften kann selbstständig eine solche Beratung durchführen und kommt durch die Einhaltung eines strukturierten Ablaufs Schritt für Schritt zum Ziel. Der Fokus liegt dabei auf gegenseitigem Zuhören, Verständnis und kreativen Lösungswegen.
Dafür ist in der Regel nur ein angeleiteter Einstieg nötig, der es ermöglicht, sich mit dem Ablauf vertraut zu machen. Die ersten vereinbarten Termine sowie einige hilfreiche Hinweise genügen für einen Start. So können Lehrkräfte von Termin zu Termin gestärkter und gleichzeitig routinierter werden.
Wobei hilft kollegiale Beratung?
Wer schon einmal in einer solchen Runde saß, weiß, wie entlastend es ist, gehört zu werden und sich nicht allein zu fühlen. Oft denken wir: „Nur ich habe dieses Problem“, dabei erleben viele Kolleg:innen Ähnliches. Lediglich die Umgangsweise mit Problemsituationen kann unterschiedlich sein und daher ist der Austausch darüber so hilfreich.
Zudem schult die Methode die eigene Reflexionsfähigkeit. Lehrkräfte lernen, Situationen klarer zu analysieren und neue Perspektiven einzunehmen – eine Fähigkeit, die nicht nur in der Beratung, sondern auch im Schulalltag Gold wert ist.
Ein Appell an die Schulleitungen
Supervision durch professionelle Begleitung steht in der Schule oftmals das Budget entgegen. Unter Supervision versteht man die Reflexion des beruflichen Handelns, die in die Hände einer externen professionellen Fachkraft gegeben wird. Ein Verfahren, das neben kollegialer Beratung in anderen Berufen mit sozialem, pädagogischem und therapeutischem Kontext schon lange erfolgreich eingesetzt wird.
Eine kollegiale Beratungsgruppe kann daher für Schule ein niedrigschwelliger erster Schritt sein. Sie braucht lediglich Zeit und Raum. Einmal eingerichtet, kann das Kollegium eigenständig profitieren.
Kollegiale Beratung kann:
das Kollegium stressresistenter machen
das Kollegium als Team zusammenbringen
den Unterricht verbessern
Lehrkräfte stärken und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bieten
Better done than perfect
Wer die kollegiale Beratung ausprobieren möchte, sollte nicht den Anspruch haben, alles perfekt zu machen. Aus meiner Erfahrung lautet das Motto: Better done than perfect. Ob in kleinen Teams, in der Fachschaft oder im gesamten Kollegium – der Anfang ist oft die größte Hürde.
Doch es lohnt sich. Wer regelmäßig reflektiert und sich verstanden fühlt, geht nicht nur leichter in die nächste Stunde, sondern wächst auch persönlich.
Kollegiale Beratung ist ein einfaches, wirksames Instrument, das jede Schule einsetzen kann. Es ist an der Zeit, dass Reflexion zur Normalität wird – für mehr Entlastung, Zusammenhalt und Leichtigkeit.
Traut euch, den Raum zu schaffen. Es lohnt sich!
Falls du weitere Informationen und Untersütztung zur Implementierung einer kollegialen Beratung an deiner Schule suchst, kontaktiere mich gerne unter post@lucieheim.de.